Leadership and Change Management
Es ist ein Jahr her als der Metamorph Newsletter das Thema Synchronisation behandelte. Pendeluhren synchronisieren sich über den Balken an dem sie hängen. Wo dieser Newsletter eher die Synchronisation auf der Microebene beschrieb, beschreibt der Ethologe die Synchronisation auf Macroebene, z.B. der Bedeutung in der Rudelbildung und ihrer Bedeutung für das Überleben:
Der Anführer eines Pavianrudels ist als “Leader” immer auch ein Meister der Synchronisation. Er spannt über die Gruppe aller Individuen ein Informationsfeld auf, dass die Stärke und die Qualität seiner Stimmung zu übertragen vermag. Will, als Beispiel, eines seiner Weibchen partout nicht mit der Gruppe aufschliessen, da es lieber in der gewohnten Umgebung, dem geliebten Ruhefelsen, bliebe, wird sich seine innere Schwingung (Microebene – Emotionen) solange steigern, bis dieses Weibchen dem Tempo des Rudels folgt. Nach anfänglichem Zurückblicken und bösen Blicken kann dies darin enden, dass er zurückläuft und dem Weibchen in den Nacken beisst (Macroebene – Aktionen).
Diese Synchronisation bezeichnet hier eine Kommunikationsform auf der Macroebene, die als “Handgreiflichkeit” enden kann. Eine innere, zuerst unsichtbare, Schwingung baut sich solange auf, bis sie sich in der sichtbaren Welt materialisiert. Diese Erkenntnis unterliegt vielleicht auch dem 1. Axiom von Paul Watzlawick “man kann nicht nicht kommunizieren” [1]. Solange irgendein Kommunikationsweg besteht, passiert sie, und betreibt Synchronisationsversuche. Die Frage ist schlussendlich, welcher Sender der stärkere ist.
Mein Arbeitsalltag in der Unternehmensentwicklung zeigt mir immer wieder auf, wie wichtig dieses Thema ist. Es ist das zentrale Thema im Change Management. Wie bekomme ich alle von A nach B? Wie entwickle ich die Kultur, sodass ich möglichst wenige zurücklassen muss? Wie synchronisiere ich die individuellen Schwingungen so, dass das System in eine Hauptschwingung gerät, die sich aufschaukelt und eine Euphorie des Aufbruchs erzeugt.
Erfolgreiches Changemanagement ist
- effektive Kulturentwicklung
- erfolgreiche Kommunikation
- erfolgreiche Synchronisation
- übertragene Intention
Leadership, Intention und Vision
Intention? Die Intention oder Absicht ist ein innerer Zustand der seine eigene Schwingung trägt. Je stärker die Intention, je stärker und ansteckender die Schwingung. Wissenschaftlich haben wir dieses Thema noch nicht ganz verstanden, aber die Ethologie forscht um den Umstand, denn gewisse Verhalten sind ansteckend, und dies schon auf der Microebene (Bsp. Gähnen). Schwingung betreiben immer Synchronisationsversuche!
Um aber ein System zu kippen, ist die Microebene oft nicht ausreichend.
Die Intention muss durch ein Leader kommunikativ und ausdrucksstark auf die Macroebene gebracht werden.
Darum ist es so wichtig, das Führungspersönlichkeiten sich im Personal Mastery üben, vorrangig (Wichtigkeit in aufsteigender Reihenfolge) in
- Rhetorik
- Kommunikation und Auftritt
- Psychologie
- Selbstsicherheit und Durchsetzungsvermögen
- Wille und Intention.
Das Aggregat davon macht den charismatischen Führer aus. Er “strahlt” etwas aus. Unsere Sprache zeigt hier klar dass wir unbewusst schon lange wissen, dass es um Schwingung geht.
Für einen “guten” Leader fehlen dann noch
- “Hinhören können”
- Empathie
- Selbstreflexion
- Intellekt
Ohne diese Elemente läuft der Anführer Gefahr in eine Art “primären Narzissmus” zu verfallen, eine Bezeichnung der Psychoanalytiker, die den Zustand eines Kleinkindes beschreibt, welches pausenlos expressive Signale sendet, sich aber wenig darum kümmert, wie die Gefühlslage seiner Eltern ist. Seine kognitiven Fähigkeiten sind noch nicht voll ausgebildet und lassen dies noch nicht zu. Die Strategie ähnelt der Dominanz und der primitivste Ebene eines Synchronisationsversuchs (Abgekürzt: Schubsen statt Ziehen). Wegen der Unidirektionalität lässt sich eigentlich kaum mehr von “Synchronisation” sprechen.
Es gibt keine starke Intention ohne Vision!
Darum ist es so wichtig, dass Führer eine Vision haben, eine Bild wie es sein soll , oder noch besser, sein wird. Die Schwingung dieses Bildes muss ein Leader auf seine Mitarbeiter übertragen. Wer wollen wir sein? Wie wird es sein? Und wie kommen wir dahin? Wie wird meine Intention zur Intention aller?
Es gibt keine neue Kultur ohne Leadership!
Für mich wird das Thema Leadership darum immer wie mehr zum zentralen Thema in der VUCA Welt. Bekanntlich “eats culture strategy for breakfast”, wie Peter Drucker dies einmal formulierte. Wie bekommen wir die “Masse” auf den Weg? Wie überwinden wir unsere Ängste und Konditionierungen? Eins ist klar: Nicht ohne Vorbilder, nicht ohne “gute” Leader. Aber wo sind sie?
Leadership in der Gesellschaft
Auf der nächst höheren Ebene, der Gesellschaft, stellen sich die exakt selben Fragen. Wo sind die Leader, die wissen was Leadership ist? Die Bedrohung durch den Klimawandel und dem rapiden Zusammenbruch der Biodiversität baut sich stetig weiter auf. Ihr merkt schon, wenn ihr das Wort Bedrohung lest: Dem Wort unterliegt eine Schwingung, die ihr wahrnehmen könnt. Sie ist eine Synchronisationswelle die der Dominanz entspringt. Die Umwelt verhält sich wie der Pavianführer. Und sie ist ein unglaublich starker (wenn man so will “primär narzisstischer”) Sender. Darum wusste Darwin schon:
Die Arten überleben, die sich am besten adaptieren können!
Mit anderen Worten: Diese Arten sind “Meister der Synchronisation” mit ihrer Umwelt.
Was mich nun aber beschäftigt ist, dass ein Bruch durch die Gesellschaft geht zwischen jenen die Wissen, dass wir uns auf den Weg machen müssen und jenen, die sich nicht adaptieren wollen, oder nicht können. Letztere paralysiert oft ihre Angst. Und die Angst ist nach den Tolteken der erste Feind des Bewusstseins. In einer Welt wo wir lernen müssen die Gesamtzusammenhänge zu sehen, wirkt die Angst wie eine Augenbinde (zu sehen im Film “Don’t Look Up”, eine herrlich schwarze Komödie). Die Pathologie darin liegt in der ultimativen Identifikation mit dem eigenen Ego und der Vorstellung, dass wir nicht verbunden sondern getrennt und alleine sind. Die Pathologie dahinter nennt Otto Scharmer “Absencing” (siehe Bild) und diese führt eben nicht selten in den Narzissmus und in den Krieg.
Wir alle kennen solche Persönlichkeiten. Diese “Präsidenten” sind dominant und manipulativ, und weil dies ihr einziges Vermögen ist, ist ihr Werkzeug die Gewalt und die Angst.
Im Change Management verwenden wir oft die Darstellung des “House of Change”. Jeder Raum entspricht einem psychologischen Zustand. Um eine Kulturwandel zu schaffen, gehen wir alle zuerst durch die Ablehnung und Verwirrung. Die einen durchschreiten diese Zustände nur schneller wie andere. Diese Adaptationsfähigkeit macht die Schnelleren überlebensfähiger. Sie enthält Komponenten wie “Intention”, “Mut”, “Neugier”, “Informationsverarbeitungsvermögen”. Einige, die dies nicht aufbringen können, werden gehen. Manche fallen in den Keller und “werden gegangen”.
Übertragen auf die Gesellschaft verwenden nun die die Tür “in die falsche Richtung”, die sich eine andere Umwelt suchen, z.B. die Coronaskeptiker die meinten nach Paraguay gehen zu müssen. Migration hat es schon immer gegeben und ist ebenfalls eine Überlebensstrategie! Im Sinne des Drucks der Umwelt auf unsere Gesellschaft hat nun aber unser Haus, langfristig gesehen, leider keine solche Tür mehr. Klimawandel ist nicht örtlich begrenzt. Der einzige sinnvolle Ausweg ist die Überwindung der Verwirrung in Richtung des Raums der Erneuerung.
Es macht die Komplexität dieser neuen Zeit aus, dass neu die Erneuerer die Konservierung maximieren und nicht die Konservativen. Das klassische konservative Denken wird zum Antipode der Konservierung. Es schützt nicht mehr Bestehendes, sondern verhindert Schutz. Was bleibt ist “Zurückbleiben” oder eben “Change”.
Ein Unternehmen ist nun fähig anpassungsunfähige Mitarbeiter zu entlassen. Die Demokratie aber nicht.
Uns bleibt also nichts anderes übrig als die Synchronisation zu perfektionieren!
Dabei unterstützt uns der Synchronisationsdruck durch die natürliche Umwelt. Die “Luxus-Linken” und “Bevormunder-Grünen” sind im Vormarsch. Die Wortwahl von Marco Chiesa verdeutlicht, in welchem Raum er steckt. Wie gehen wir mit dem um? Die Natur antwortet mit Gewalt (Bsp. Klimakatastrophen, Pavian-Rudelführer). Und hier kommt der andere Komplexitätsfaktor: Dieses Mittel haben wir nicht, bzw. diesen Weg dürfen wir meiner Meinung nach nicht anwenden (genauso wenig sollten wir eine Impfpflicht einführen). Die Dominanz gehört, wie gesagt, zur untersten Ebene der Synchronisation. Es geht auch anders:
Höhere Synchronisationsleistungen entspringen den kognitiven Werkzeugen!
Ein Wolfrudel ist z.B. fähig komplementäre Handlungsmotive auf eine Ziel herzustellen. Verschieden Individuen haben in einem Angriff verschiedene Aufgaben, Sub-Intentionen für die Gruppe, aber auch Eigeninteressen (Ego), das dann aber trotzdem dem gemeinsamen Ziel dient, bzw. auf das gemeinsame Ziel synchronisiert werden kann.
Diese komplexe Synchronisationsleistung ist wahrscheinlich der Kristallisationspunkt der menschlichen Evolution!
Wollen wir uns nun Weiterentwickeln oder Degenerieren?
Wenn wir eine neue Zeit in Frieden haben wollen, dann nicht durch die Wiederholung der konditionierten Strategie der Gewalt, deren Konsequenzen über Jahrhunderte “nachleuchtet” und zum Teil die heutige Rücksichtlosigkeit in unserer Gesellschaft erklären könnte. Denn Traumen verfolgen uns über viele Generationen. Auf der Microebene bzw. in der Epigenetik findet man Spuren von Traumen über mindestens 6 Generationen hinweg. Auf der psychologischen Ebene, sichtbar z.B. als perpetuierte Gewalt in der Familie, geht dies solange bis ein Glied in der Ahnenkette die Konditionierung durchbrochen hat.
Wir müssen heute als Gesellschaft das konditionierungs-brechende Glied sein!
Wie? Wir sollten z.B. unser Ausbildungsystem anpassen. Weg von der Kompetition, hin zur Kooperation. Weg vom reinen Training der linken Hirnhemisphäre, hin zu einem ganzheitlichen Ansatz. Geschichtsschreibung muss besser reflektiert wiedergegeben werden. Denn die wirkliche Historie unterliegt immer dem Marketing vergangener Zeit. Der Machtmensch war früher nicht weniger manipulativ wie heute und hatte die Macht sich die Geschichte schreiben zu lassen. Wir sollten geschriebene Geschichte darum immer mit Vorsicht geniessen. Wir sollten psychopathische Führer im Geschichtsunterricht entsprechend psychologisch betrachten.
Als Beispiel: Wie kommen wir dazu einen 1.62cm grossen Anführer wie “Alexander den Grossen” immer noch so zu nennen, und seine Taten zu heroisieren? Sein “primärer Narzissmus” hat zig-tausende Menschenleben gekostet. Seinen engsten Freund hat er ohne Not eigenhändig ermordet. Bemerkenswert war schlussendlich nicht der Mensch an sich, sondern die Kraft seiner Intention gepaart mit seiner Synchronisationsleistung. Wie konnte ein 20 jähriger Narzisst seine Wahnvorstellungen auf die Massen übertragen? Wie konnte er diese so effizient führen? Was können wir daraus lernen? Und wie können wir dies zukünftig verhindern? Denn ganz offensichtlich fallen weltweit die Menschen immer noch auf Personen mit ebensolchen Persönlichkeitsstörungen herein.
Unser Ausbildungssystem braucht Erneuerung!
Wir stecken mehr oder weniger alle, zumindest mit einem Bein, im Raum der Verwirrung. Die, die schon im Raum der Erneuerung sind müssten nun dringend anfangen Brücken bauen, statt “gegen” etwas oder jemandem zu sein. Dominanz (Schubsen) bleibt primitiv, egal ob sie von Links oder Rechts kommt. Mitziehen funktioniert aber nur, wenn der, der ziehen will, den anderen respektiert, selbst dann wenn er vom Gegenüber noch kein volles Vertrauen erfährt.
Wer mal ein Kind war, welches Respekt und Liebe erfahren durfte, weiss, wie mächtig deren Schwingungen sind.
Echte Anführer wissen das und nutzen es.
Synchronisation lässt sich über Gewalt herstellen, aber der bessere Weg ist via
- Empathie
- Verständnis
- Vertrauen und
- Vorbild.
Gerade darum halte ich es für essentiell, dass Führungskräfte das Potential der rechten Hirnhemisphäre erkennen.
Wenn ich keine “Verbindung” habe, habe ich auch kein Seil an dem ich ziehen kann!
Wenn kein “Balken” da ist, passiert auch keine Synchronisation!
Ich meinte die Pendeluhren, …
Aber wer häts gedacht. Auch unsere Gehirn arbeitet mit Synchronisation auf der Microebene (Thema Neuronensynchronisation und Bewusstsein) wie auch auf der Macroebene: Gehirne synchronisieren sich untereinander im Team! Forscher konnten erstmals die Teamingfähigkeit bzw. zwischenmenschliche Koppelung über den Team-Flowzustand sichtbar machen: https://www.scinexx.de/news/medizin/wie-sich-team-flow-im-gehirn-zeigt/.