Die Innovation der Schweiz wird auch international immer wieder gerühmt. Ein herausragendes Onlineshoppingerlebnis oder generell eine beeindruckende Customer Experience muss man in der Schweiz aber immer noch suchen. Digital Leaders, wie es uns viele aus dem Silicon Valley vormachen, finden sich ohnehin kaum. Auch die meisten Unternehmenskulturen sind immer noch meritokratischer Natur. Es scheint vielen Schweizer Unternehmern nicht klar zu sein, dass dies nicht unbedingt die beste Organisationsform ist, und diese auch nicht die besten Leute anzuziehen vermag, z.B. wirkliche Leaders (statt Managers) oder Intrapreneurs mit einem gesunden Verständnis für Verantwortung und einem geübten Blick auf das eigene Ego. Oder junge hochtalentierte Nurds mit einer ausserordentlichen Kreativität, aber auch einem Interesse an der Psychologie des Menschen.

Die Schweiz investiert offensichtlich zu wenig in die digitale Transformation. Und verstanden wird sie auch nicht. Das Wort ´Digitale Transformation´ ist in aller Munde. Untersucht man aber den Jobmarkt finden sich kaum Stellen, die erkennen lassen, dass die Digitale Transformation verstanden ist. Der Grundtenor scheint zu sein: Digitale Transformation ist eine IT-Aufgabe. Dies ist die Digitale Transformation mitnichten.

Was versteht man unter Digitaler Transformation?

Sie ist eine interdisziplinäre Herausforderung zwischen Organisationsentwicklung, IT, Soziale Innovation und Human Potential. Unter Human Potential versteht sich alles im Hinblick auf die oft genannten Soft Skills und ist der Treiber hinter einer performanten Unternehmenskultur. Eine erfolgreich implementierte digitale Transformation fördert Sinn und Bewusstsein (siehe MQ). Ein Kernthema dabei ist Empowerment. In anderen Ländern gibt es schon lange Stellen wie den CTO als Chief Transformation Officer oder den PMO Digitale Transformation. In Deutschland haben auch viele KMUs erkannt, dass ihre Produkte und Dienstleistungen online angeboten werden müssen, dass ein interaktiver digitalisierter Kundenkontakt fürs Überleben essentiell ist, und dass die Organisationsform, die Denkweise und die Kultur so angepasst werden muss, dass eine Resonanz im Organisationkörper entsteht, welche diese neue Welt zu tragen vermag.

Viele Schweizer Firmen stellen immer noch IT-Systeme hin, und fragen sich dann, warum diese so schlecht ankommen. Kein Wunder sind nur c.a. 10% der im Nachhinein Befragten der Meinung, dass sich ihre Investition gelohnt hat. Transformation ist nicht etwas, was man einfach macht oder hinstellt, sondern eine Grundeinstellung zur Innovation. Auf diesem Nährboden wachsen neuen Konzepten der Kollaboration, wie z.B. New Work, oder neue Interaktionskonzepte mit dem Kunden. Die Transformation ist auch nicht irgendwann einfach abgeschlossen. Vielmehr ist es ein kontinuierlicher Vorgang, eine eigene Disziplin, die befähigt mit einer VUCA Realität umzugehen. IT ist immer nur ein Mittel, welches diese Disziplin stützt. In der Schweiz kann man oft froh sein, wenn auf der KMU Homepage eine ausführliche Produktbeschreibung mit einer PDF-Preisliste zum Download zur Verfügung steht. Das ist keine Digitalisierung, sondern nicht viel mehr wie eine Visitenkarte.

Warum gerät die Schweiz hier ins Abseits?

Die Gründe liegen wohl an der geringen Grösse und der Abschottung des Schweizer Marktes. Ich empfehle jeder Geschäftleitung sich gedanklich in die Situation zu versetzen, dass dieser Schutz gar nicht hier wäre. So entsteht die richtige Grundhaltung für eine erfolgsversprechende Transformation. So wird die nächste Krise zur willkommenen Chance, um neue Marktanteile zu erobern. Dies schafft Resilienz. Resilienz als Fähigkeit sich schnell an neue Grundbedingungen anpassen zu können. Resilienz by Digital Transformation.

Die Corona-Krise hat uns gezeigt, wie es um die Digitale Innovation bei Staat und Wirtschaft steht. Coronazahlen werden per Fax übermittelt?  Netze brechen zusammen? Home-Office-Strukturen fehlen? JIT Lieferketten brechen ein und Backuplieferketten fehlen? Der Kunde ist Online nicht erreichbar? Nicht zuletzt durch die Coronakrise ist nun auch vielen Schweizer Unternehmen klar geworden, das sie sich anders aufstellen müssen. Ob dies aber funktionieren wird, hängt davon ab, ob auch die richtige Haltung da ist. Die Digitale Transformation ist keine Kostenstelle, sondern das neue neuroplastische Nervensystem eines Unternehmens. Ihre Umsetzung funktioniert nur in einer ganzheitlichen Herangehensweise, wo der Faktor Mensch im Zentrum steht.